Fleischlos boomt, auch in der Schweiz und in Deutschland

Sowohl in der Schweiz wie auch in Deutschland greifen Konsumentinnen und Konsumenten zunehmend zu pflanzenbasiertem Fleischersatz. In der Corona-Krise ist der Absatz besonders stark gewachsen. Trotzdem handelt es sich heute noch um Nischenprodukte mit einer rosigen Zukunft.

Ein Burger aus Erbsen

In den Supermärken in Deutschland und der Schweiz finden V-Liebhaber mittlerweile ein stattliches Angebot an Fleischersatzprodukten. In die Regale gesellten sich in den letzten Jahren zahlreiche neue Produkte wie Planted Chicken, Like Meat, Beyond Meat oder Green Mountain. Kassenschlager sind dabei Burger auf pflanzlicher Basis. Pflanzenbasierte Burger etwa werden aus Erbsenproteinen als Hauptbestandteil hergestellt. Auch wenn es sich nach wie vor um Nischenprodukte handelt, hat «Vleisch» in den Kühlschränken in Deutschland und der Schweiz seinen Platz gefunden. Ein grösserer Teil der Bevölkerung identifiziert sich heute bereits als Teilzeit-Veganer, auch bekannt als Flexitarier, die die Aufnahme von Fleisch und Milchprodukten aktiv einschränken.

Der Boom ist auf den allgemeinen Rückgang des Fleischkonsums zurückzuführen. Zusätzlich zu den positiven Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit kann die Umstellung auf Alternativen einen echten Beitrag zu den Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels leisten.

Corona als Wachstumstreiber

Wie Fleischersatzprodukte von den Konsumentinnen in der Schweiz und Deutschland angenommen werden, beleuchten mehrere Studien. Laut diesen haben die pflanzenbasierten Fleischalternativen im Corona-Jahr 2020 einen Wachstumsschub erlebt.

Laut der BLW-Studie sind die Umsätze mit Fleischersatzprodukten in der Schweiz seit 2016 jedes Jahr deutlich gewachsen, sie haben sich in den fünf Jahren bis 2020 auf 117 Mio. Fr. verdoppelt. Die pflanzliche Fleischproduktion in Deutschland stieg laut neuen Daten von Destatis 2020 erstmals deutlich auf über 374,9 Mio. EUR, was einer Steigerung von 39% gegenüber dem Vorjahr entspricht. 

In einer gemeinsamen Studie von Blue Horizon und BCG wird davon ausgegangen, dass sich der weltweite Markt für alternative Proteine bis 2035 auf mehr als das Siebenfache seiner heutigen Grösse ansteigen wird, von derzeit 13 Millionen Tonnen pro Jahr auf 97 Millionen Tonnen bis 2035.

Protein Market in 2035
Alternative Proteine werden im Jahr 2035 sehr wahrscheinlich 11% des Proteinmarktes ausmachen

Die öffentliche Sorge um das Klima

Branchenkenner und Marktforschungsunternehmen sehen verschiedene Gründe für den Anstieg der Nachfrage nach Fleischersatzprodukten: In der Coronakrise sorgen sich die Menschen mehr um ihre Gesundheit und aufgrund von Virusausbrüchen in Schlachthöfen sind ein Drittel der deutschen Haushalte vom Fleischkonsum abgewichen.

Der Einzelhandelsumsatz in Deutschland ist gemäss einer kürzlich durchgeführten EU-Studie im veganen Fleischsegment in den letzten zwei Jahren um beeindruckende 226% auf einen Marktwert von über 181 Mio. EUR angestiegen. Laut der BLW-Studie sind die Umsätze in der mit Fleischersatzprodukten in der Schweiz seit 2016 jedes Jahr deutlich gewachsen, sie haben sich in den fünf Jahren bis 2020 auf 117 Mio. Fr. verdoppelt.

Gemäss der Studie von Blue Horizon und BCG werden alternative Eiweissprodukte wahrscheinlich bis 2035 den grössten Anteil am Markt haben. Das grösste Wachstum erzielten in den letzten Jahren aber die «neuen» Fleischalternativen, namentlich pflanzenbasierte Burger, Würste oder Pouletfleisch-Alternativen.

Alternative Protein Consumption will grow in three waves
Der Verbrauch von alternativen Proteinen wird in drei Wellen wachsen

Geschmack, Textur und Preis

Auch wenn sich immer mehr Konsumenten für pflanzliche Alternativen entscheiden und ihre Fleischaufnahme reduzieren, handelt es sich immer noch um Nischenprodukte. Damit noch mehr Konsumentinnen alternative Proteine akzeptierten, müssen diese in Zukunft ebenso gut schmecken und sich anfühlen wie tierische Lebensmittel – und sie sollten gleich viel oder sogar weniger kosten. Gemäss Studie von Blue Horizon und BCG, werden pflanzliche Alternativen bis 2030, etwa aus Soja und Erbsen, preislich und geschmacklich konkurrenzfähig sein – wenn nicht sogar früher. 

Alternative Proteins can reach parity between the early 2020s and the early 2030s
Alternative Proteine können die Parität zwischen den frühen 2020er und den frühen 2030er Jahren erreichen

Gemessen am gesamten Fleischmarkt in der Schweiz machten die Fleischalternativen im Jahr 2020 nur 2,2% des Umsatzes aus. Mit Frischfleisch und Charcuterie erlösten die Schweizer Detailhändler rund 5,2 Mrd. Fr., mit Fleischersatzprodukten 117 Mio. Fr. Im Jahr 2020 sank der Gesamtwert der Fleischproduktion in Deutschland um 4%, während der Wert seiner pflanzlichen Gegenstücke zweistellig stieg. Der Wert deutscher Fleischprodukte belief sich auf 38,6 Mrd. EUR.

Besonders angetan haben es den Konsumenten offensichtlich pflanzenbasierte Burger. Dieser relativ hohe Marktanteil erklärt sich dadurch, dass sich Burger recht gut imitieren lassen. Bis 2025 können aber viele beliebte Gerichte auf der ganzen Welt mit alternativen Proteinen zubereitet werden – egal ob Pizza, Sandwiches oder Entenbrust.

Many popular global dishes will have a tasty, economical alternative by 2035
Für viele weltweit beliebte Gerichte wird es bis 2035 eine schmackhafte, kostengünstige Alternative geben

Einige Konsumenten hegen allerdings auch Vorbehalte gegenüber den Fleischalternativen, obwohl die Vorteile alternativer Proteine eigentlich auf der Hand ​​liegen: geringere Kohlenstoffemissionen, weniger Bedenken hinsichtlich der ethischen und ökologischen Folgen intensiver Tierhaltung sowie schmackhafte, nahrhafte und gesunde Lebensmittel. Die etablierten Lebensmittelunternehmen und Start-ups werden die Produktion weiter verfeinern und skalieren, um Alternativen schmackhafter und kostengünstiger zu machen.

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